Heute kommen wir endlich zu meinem Interview, dass ich letzte Woche auf der Leipziger Buchmesse mit Autorin Ursula Poznanski geführt habe. Für alle, die sie noch nicht kennen: Ursula Poznanski ist eine österreichische Autorin, der mit dem Jugendthriller "Erebos" der Durchbruch gelang. Der Roman gewann den Deutschen Jugendliteraturpreis und wurde in über 20 Sprachen übersetzt.
Ich hab mich total gefreut als das mit dem Interview geklappt hat, da ich ihre Bücher liebe! Im Rahmen der Buchmesse stellte sie den aktuellen Teil ihrer neuen Thriller Trilogie "Die Verschworenen" vor:
"200 Jahre in der Zukunft: Die Gesellschaft ist nach einer Naturkatstrophe in zwei Lager gespalten. Die eine Seite, gut vorbereitet gewesen, lebt unter Kuppeln - den sogenannten Spähern. Die Protagonistin Ria ist Teil dieses Systems. Sie hat eine blendende Zukunft vor sich, doch auf einmal ist sie einer Intrige ausgesetzt, die alles verändert. Plötzlich befindet sie sich auf der Flucht vor ihren eigenen Leuten. Unterschlupf findet sie bei einem der Clans in der Außenwelt, doch auch hier ist sie nicht in Sicherheit..."
Bei der anschließenden Autogrammstunde, wollte die Schlange der Fans nicht abreißen, doch Ursula Poznanski begeisterte alle mit ihrer sympathischen Art. Im anschließenden ungekürzten!!!! Interview sprachen wir unter anderem über die Trilogie und ihr Leben als Autorin.
Wie sind sie auf die Idee zur
Triologie gekommen?
Ursula Poznanski: Der Grundgedanke war für mich,
dass bei Konflikten immer die Seite, auf der man selbst steht die Gute ist. Man
denkt ja immer, egal ob man mit jemanden streitet oder zu einer Gruppe gehört, die
mit einer anderen Gruppe im Clinch liegt, dass man selbst auf der Seite der
Guten ist und die anderen die Bösen sind. Für mich war es ein interessanter
Gedanke zuschauen, wie das plötzlich aufbricht, wenn man aus der eigenen Gruppe
austritt bzw. rausgeworfen wird und dann auf die Anderen trifft - was dann mit
Vorurteilen passiert, was das mit einem selber macht und wie man die ganzen
Dinge relativiert, von denen man bisher überzeugt war. Das war die Basisidee –
der Grundgedanke, den ich in ein Buch bzw. in eine Reihe verpacken wollte.
Warum haben Sie sich nach ihren beiden
Jugendthrillern, die in der Gegenwart spielen, für einen Zukunftsthriller
entschieden?
Ursula Poznanski: Ich brauchte für die Art der
Geschichte eine Gesellschaft, die es in unserer Welt so nicht gibt: zwei komplett
getrennt lebende Gruppen. Ich hatte also die Möglichkeit Fantasy daraus zu
machen oder einen Zukunftsroman. Da letzteres das ist, was die Leute lieber
lesen wollen, entschied ich mich für die Zukunfts- bzw. Postkatstrophengeschichte.
Damit lässt sich auch gut erklären, warum sich die Gesellschaft verändert hat. Ich
glaube, das war die bessere Entscheidung und für den Stoff die richtige Wahl!
Als Fantasygeschichte wäre das Ganze womöglich komisch geworden.
Im Buch wird die Lage in Europa
beschrieben. Gibt es auch auf den anderen Kontinenten Sphären?
Ursula Poznanski: Ich habe mich einfach auf Europa
konzentriert! In Amerika zum Beispiel ist das eine ganz andere Geschichte. Im
zweiten Teil der Triologie kommt dann auch raus, dass der Supervulkan unterm
Yellow-Stone Nationalpark in die Luft gegangen ist, was somit überhaupt der
Auslöser für die ganze Katstrophe war. Dort sieht es demzufolge nicht so gut
aus. Deswegen habe ich das weggelassen und mich ganz auf Europa konzentriert.
Wie kann man sich ihren Schreibprozess
vorstellen?
Ursula Poznanski: Ich muss immer wissen was mein Anfang
ist und wo ich am Ende hin will. Ich muss wissen, was für ein Geheimnis
dahinter steckt, denn ich schreibe meistens Geschichten, wo etwas aufgedeckt wird
und sich zeigt, dass die Dinge doch anders sind als man zuerst gedacht hat. Außerdem
muss ich meine wichtigsten Figuren kennen. Der Rest ergibt sich dann
tatsächlich erst beim Schreiben.
Ich bin auch jemand, der relativ wenig löscht. Dafür schreibe ich auch nicht so
wahnsinnig schnell. Es gibt Leute, die schreiben zehn bis zwölf Seiten am Tag. Ich bin
eher jemand, der vier bis fünf schreibt, aber die bleiben dann auch so stehen.
Sie haben sich zunächst einmal quer
durch das Angebot der Wiener Universität studiert. Warum sind sie dann doch Autorin geworden?
Ursula Poznanski: Ich hab vieles studiert und
ausprobiert, aber nichts zu Ende gemacht. Dann bin ich in den Journalismus
eingestiegen und habe für einen Medizinzeitschriftenverlag Artikel geschrieben
und viel mit Ärzten Interviews geführt. Als ich dann Mutter wurde habe ich
gedacht, Kinderbücher sind etwas Kurzes und lange Sachen krieg ich nicht hin.
Da fehlen mir der lange Atem und die Ausdauer. Ich habe angefangen für
Erstleser zuschreiben und das lief verhältnismäßig gut. Nebenbei schrieb ich
einen längeren Roman und mit diesem hab ich dann einen Agenten gesucht. Der
Roman wurde zwar nicht genommen, aber ich hatte schon die Idee für „Erebos“ im
Hinterkopf, die gut ankam.
Es war ein schleichender Prozess. Da war nicht die Idee „Ich werde Autorin“ und
gehe das jetzt bewusst an, sondern ich bin Journalistin und schreibe nebenbei
auch noch ein bisschen Bücher. Eigentlich ist es erst nach dem großen Erfolg von
Erebos gekommen, dass ich mir überlegen musste, ob ich mit dem Journalismus
weitermache und ob die Zeit dafür überhaupt noch da ist. Dann kam noch der
Erwachsenenverlag mit den Krimis dazu und ich hatte keine Zeit mehr für den
Journalismus. Deswegen hab ich das an den Nagel gehängt und bin seit dem hauptberuflich
Autorin. Also war es nicht ein Master-Plan, der aufgegangen ist, sondern es hat
sich nach und nach entwickelt.
Haben sie das Schreiben gelernt (z.B.
Workshops besucht)?
Ursula Poznanski: Ich hab wenig Workshops besucht, denn
es gibt auch gar nicht so viele davon. Ich wollte wenn, dann wirklich was Gutes und
war dann zwei- oder dreimal bei Andreas Eschbach. Er ist ein sehr guter
deutscher Schriftsteller und hat Seminare für Autoren gegeben. Dort wurden dann
Themen wie z.B. Spannung oder Weltenbau besprochen. Das war jedes Mal toll und
hat mir viel gebracht. Ansonsten hab ich übers Internet Schreibgruppen gehabt
und einfach selber viel geschrieben.
Hat sich durch den Erfolg ihrer Bücher
etwas in ihrem Leben verändert?
Ursula Poznanski: Ja, natürlich. Es sind so Tage wie
heute: man sitzt vor 200 Leuten, liest aus seinem Buch und signiert im Nachgang
noch eine dreiviertel Stunde. Das passiert einem eigentlich nur, wenn man
diesen Erfolg hatte. Ich nehme das auch nicht für selbstverständlich,
sondern bin jedes Mal wieder platt, wenn mich jemand erkennt und ich solche
langen Signierschlangen habe oder sehe wie viele Bücher verkauft werden. Ich
finde das wahnsinnig toll, aber ein Teil von mir kann es immer noch nicht ganz
glauben.
Im Berufsleben ist somit schon einiges anders. Ich bin mehr auf Reisen und
schreibe natürlich. Aber im privaten Alltag hat sich eigentlich nichts
verändert.
Wie sieht es mit der Verfilmung einer
ihrer Bücher aus?
Ursula Poznanski: Das könnte passieren - Optionen sind
da. Ein Filmproduzent hat Geld dafür gezahlt, dass kein anderer den Stoff verfilmen
darf. Das heißt aber nicht, dass es wirklich klappt. Es geht auch immer darum,
wie viel Budget man zusammen bekommt. Es sind drei Bücher optioniert: die
Triologie und „Fünf“. Bei Erebos wechselt gerade der Produzent, da es mit ihm
nicht geklappt hat. Ich kann nie sagen es wird. Man weiß das erst, wenn
wirklich mit dem Dreh begonnen wird. Wir werden also schauen, was passiert. Man
muss dann natürlich auch Abstriche machen, weil man keinen Einfluss mehr darauf
hat
Welches Buch lesen Sie selbst zur
Zeit?
Ursula Poznanski: Die Wahrheit über den Fall Harry
Quebert von Joël Dicker. Ein tolles Buch!
Hatten Sie schon Zeit selbst über die
Buchmesse zu gehen?
Ursula Poznanski: Ja! Ich war am Donnerstag. Es war
noch nicht ganz so viel los und ich hab mir fast alles angesehen. Ich hatte
nicht permanent Termine, so dass ich ein, zwei Stunden dazwischen Zeit hatte
und mich ins Gedränge stürzen konnte.
Was würden Sie jungen Autoren
empfehlen?
Ursula Poznanski: So viel Lesen wie möglich! Am besten
verschiedene Sachen. Man sollte herausfinden, was einem wirklich gut gefällt und
was man selber machen möchte und dann viel ausprobieren. Man sollte nicht davon
ausgehen, dass es sofort perfekt ist. Das ist es auf gar keinen Fall! Bei mir
war es das auch nicht. Außerdem sollte man sich bewusst machen, dass es lange
dauern wird. Es ist kein künstlerischer „Beruf“, indem man schnell Erfolg hat.
Es gibt natürlich Einzelfälle, aber im Normalfall muss man das Schreiben erst
lernen. Und da es auch nicht einfach ist jemanden zu finden, der es einem
beibringt, muss man es selbst lernen und das dauert natürlich. Man muss einfach
Geduld haben.
Was ich auch auf jeden Fall rate, ist zu keinem Bezahlverlag zu gehen - nie
Geld für eine Veröffentlichung bezahlen! Es muss immer umgekehrt sein. Der
Verlag muss zahlen. Auch wenn man sich einen Agenten sucht, sollte man nie
einen Agenten nehmen, der Geld verlangt. Erst wenn er vermittelt hat, bekommt er
auch das, was der Verlag zahlt. Das sind die wichtigsten Sachen.
Ansonsten sollte man sich einen guten Erstleser suchen. Einen, der die Wahrheit
sagt - Eltern, Geschwister und
Freunde sind also nicht dafür geeignet. Besser irgendjemand, den man nicht
kennt und der sich wirklich nur den Text ansieht. Im Internet gibt es Massen
davon – auch Gegenleserbörsen: „Du liest meins und ich lese deins“. Und das
wichtigste: Dran bleiben und aufpassen, dass einem der Spaß nicht verloren
geht!
Der dritte
Teil der Thriller-Trilogie erscheint im Juni/Juli 2014.
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